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oddbeat:geschichten

Project Oddbeat: Hintergrundgeschichten

Ich versuche hier mal, ein paar Storyfetzen zu entwerfen, Kurzgeschichten oder auch mehr aus dem Setting von Oddbeat, um von selbigem einen Eindruck gewinnen zu können. Noch nicht viel und ich suche momentan auch noch ein bisschen nach meiner alten Schreibform, aber mal sehen, was später vielleicht mal dabei herumkommt.

Die Anfänge

Cohen trat aus dem Café. Ein Regenschauer hatte die Straßen von Brüssel heimgesucht, der nun allmählich in leichtes Nieseln überging. Einen tiefen Zug seiner Zigarette nehmend lief Cohen ohne Eile die wenigen Schritte um die Straßenecke und zum nächstbesten Gleiter, der dort geparkt stand. Die Tür glitt nahezu geräuschlos vor ihm auf, und er ließ sich auf den Sitz sinken. “Vielen Dank, dass Sie sich für 'Roadway Travels' entschieden haben”, klang eine gewohnt freundlich-langweilige weibliche Computerstimme aus dem Lautsprecher. “Bitte halten Sie Ihre Identitätskarte vor den Scanner. Wir weisen Sie darauf hin, dass das Rauchen in unseren Verkehrsmitteln nicht gestattet ist.” Cohen zog ein letztes Mal an der Zigarette, dann schnippte er sie aus der Tür und wühlte in seiner Jackentasche nach dem Portemonnaie. Er förderte seine Identity Card zum Vorschein und hielt sie vor das am Cockpit angebrachte Scannerauge. “Herzlich willkommen, Mr. Lesley Cohen. Bitte nennen Sie Ihr Fahrtziel.” - “Regierungsbezirk, militärischer Forschungskomplex” - “Vielen Dank. Unsere voraussichtliche Fahrtzeit beträgt 4 Minuten und 28 Sekunden. Der Fahrpreis von 2,50€ wird Ihrem Konto zur Last gelegt. Wir wünschen eine angenehme Reise.” Cohen verstaute sein Portemonnaie wieder, dann ließ sich zurücksinken, während sich die Tür neben ihm schloss und der Gleiter sich sanft in die Luft erhob.

Der Regierungsbezirk in Brüssel war Europas Schaltzentrale. Im Zentrum lag der Regierungspalast, eine riesige Glaskuppel, die alle angrenzenden Gebäude deutlich überragte. Hier walteten der Kanzler und seine Regierung, außerdem beherbergte der Komplex das Parlament und den Anhörungssaal der Ländervertreter. Direkt angrenzend fand sich das Oberste Gericht. Der militärische Forschungskomplex lag etwas außerhalb am Rand des Bezirks. Das Gebäude wirkte eher unscheinbar und flach, aber Cohen wusste, dass der Großteil der Anlage dem Klischee entsprechend unter der Erde verlief. Er zündete sich eine Zigarette an, nahm einen tiefen Zug und schlenderte dann gemächlich auf den Wachtposten am Eingangstor zu. Vorausschauend förderte er erneut seine Identity Card zu Tage und hielt sie dem Wachmann entgegen. “'n Abend. Ich werde erwartet.” Wortlos griff der Soldat nach der Card , scannte sie und gab sie nach einem Blick auf seinen Monitor zurück. Dann drückte er eine Taste und sprach in die im Monitor integrierte Kamera: “Sir, Ihre Verabredung ist eingetroffen.” An Cohen gewandt sagte er: “Warten Sie einen Moment, Mr. Cohen. Sie werden abgeholt.” Etwa zwei Minuten später erschien ein weiterer Soldat am Tor, salutierte kurz und gebat Cohen, ihm zu folgen. Sie umrundeten das Gebäude und hielten auf einen Hintereingang zu. “Sir, ich muss Sie ersuchen, das Rauchen jetzt einzustellen.” - “Schon gut.” Seufzend ließ Cohen seine Zigarette fallen und trat sie aus. Dann betraten sie den Komplex.

Sie hatten, nachdem sie mit dem Lift nach unten gelangt waren, mehrere Sicherheitskontrollen passiert, bis ihn der Soldat in einem kleinen Konferenzraum zurückließ. Dessen Einrichtung bestand lediglich aus einem runden Tisch in der Mitte mit einigen Stühlen. Cohen musste nicht lange warten, bis die Tür sich erneut öffnete und zwei Männer den Raum betraten. Der ältere der beiden ging auf die 50 zu und zeigte erste Ansätze von grauem Haar. Seine körperliche Fitness war jedoch tadellos, und wenn er etwas beleibt wirkte, dann nur, weil sein Begleiter ein dürrer Riese war. Ein Riese mit schulterlangem Haar im Übrigen, womit Cohen ihn instinktiv als einen der zivilen Wissenschaftler einordnete. Lächelnd trat Cohen auf den Älteren zu und reichte ihm die Hand. “Robert.” - “Lesley. Schön, dass du es einigermaßen trocken zu uns geschafft hast. Die Regenschauer hierzulande können ziemlich tückisch sein”, entgegnete ihm der Mann und klopfte ihm kurz auf die Schulter. “Das hier ist Mr. Wilson, Mitentwickler eines neuen Systems, das wir erst kürzlich hierher geholt haben”, stellte er seinen Begleiter vor. Cohen tauschte einen flüchtigen Händedruck mit ihm. “Lass uns gleich zur Sache kommen. Was kann ich für dich tun, Robert?” - “Sollen wir uns nicht setzen? Also, wir sind im Begriff, eine experimentelle neue Einheit zu formieren, Lesley, und ich hätte dich gerne als Leiter. Oder wenigstens hoffe ich, dass du mir bei der Auswahl der Leute helfen kannst.” Cohen lachte. “Du willst mich also abwerben? Dann bin ich gespannt, was du anzubieten hast. Du weißt, ich hänge an meinem Job und meiner Heimat.” Robert Beer war gebürtiger Deutscher und arbeitete als General für das Verteidigungsministerium. Ihm unterstanden ein Teil der militärischen Forschung sowie drei Sondereinsatzkommandos. Offenbar bald vier, dachte Cohen. Beer antwortete ihm nicht, sondern nickte nur seinem Begleiter zu. Wilson nahm daraufhin das Tabloid, das er unter dem Arm geklemmt hatte, und legte es vor Cohen auf den Tisch. Auf dem Bildschirm des schreibblockgroßen Geräts war ein sehr verschwommenes Bild dieses Raumes zu sehen - wenigstens glaubte Cohen, den Raum darauf zu erkennen. Immerhin war der Tisch fast scharf auszumachen, er wirkte lediglich etwas blau überzeichnet. Vor dem Tisch bedeckte etwa 70% des Bildes ein grau-blauer Schleier, in dem Cohen nach einigen Sekunden intensiven Hinschauens menschliche Silhouetten auszumachen glaubte. Ganz sicher war er sich nicht. “Ich nehme an, das soll den Raum darstellen, in dem wir uns gerade befinden. Was habt ihr damit angestellt? Irgendeine Art von Strahlungsaufzeichnung?” - “Nicht direkt”, erwiderte Wilson. “Was Sie hier sehen, ist eine Prognose, wie dieser Raum in ” - Wilson warf einen Blick auf seine Armbanduhr - “ zwei Minuten aussehen wird. Wir haben sie vor einer Viertelstunde erstellt.” Cohen runzelte die Stirn. “Eine Prognose, wie dieser Raum aussehen wird? Mal davon abgesehen, dass Sie mit einer Bildbearbeitung und einigen Fotos von uns ein besseres Resultat erzielt hätten, wollen Sie mir sagen, dass Sie eine Art Blick in die Zukunft geworfen haben?” - “So in etwa. Tatsächlich haben wir den Raum vermessen und ausgehend von seinem Zustand vor 15 Minuten die Wahrscheinlichkeiten für seine zukünftige Entwicklung hochgerechnet. Auf dem Bild sehen Sie eine Überlagerung der möglichen Zustände, weswegen es so verwaschen aussieht. Wir arbeiten noch daran, die Prognose in seine Eigenzustände zu zerlegen, um bessere visuelle Ergebnisse zu erzielen.” Cohen musterte das Tabloid mit neu gewecktem Interesse. “Beeindruckend. Ihr könnt also mittlerweile schon in die Zukunft sehen…” - “Naja, wir erhalten nur mögliche Entwicklungen mit gewisser Wahrscheinlichkeit”, wandte Wilson ein. “Nebensächlich”, winkte Cohen ab. “Wie weit in die Zukunft reicht diese Technik?” - “Das hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie stark verschiedene Entwicklungen auseinanderlaufen, und…” - “Wie weit?”, unterbrach Cohen ihn. Wilson warf ihm einen verärgerten Blick zu, zuckte dann mit den Schultern und antwortete: “Ich würde sagen, zwischen 10 und 30 Stunden könnten machbar sein, um noch akzeptable Vorhersagen treffen zu können.” - “Etwas knapp”, murmelte Cohen, “aber könnte reichen. Mit einem erfahrenen, eingespielten Team… ein neuer Meilenstein in der Prävention… Vorhersagen von Naturkatastrophen, Vereitelung noch nicht verübter Verbrechen… Doch, doch, ein interessantes Potential…” Der General grinste. “Das ist es, was ich an dir mag, Lesley. Du hast eine schnelle, präzise Auffassungsgabe. Ja, wir wollen diese Technik als Unterstützung für die Verbrechensaufklärung nutzen. Wir haben die Freigabe für ein Experiment erhalten. Was ich jetzt brauche, ist ein fähiges Team, das in einem knappen Zeitrahmen aus vagen Vorhersagen mögliche Täter ermitteln und unschädlich machen kann.”

oddbeat/geschichten.txt · Last modified: 2015/08/23 13:59 (external edit)